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Ich bin auch ein Ski
Aus der PETRI NEWS 192-2015

Markus Angst

Ich bin auch ein Ski...

«Mit meinem freundlichsten Lächeln erklärte ich, dass das meine Skis seien.»

Unter Logik (von altgriechisch "denkende Kunst", "Vorgehensweise") versteht man laut Wikipedia die Lehre des vernünftigen Schlussfolgerns und genau dieses vernünftige Schlussfolgern ist ja des Öftern nicht gegeben. Einem dieser Fälle möchte ich meine heutige Kolumne widmen.

Als ich zum ersten Mal mit meinem Zweihänder den Atlantik überqueren, respektive überfliegen woll-te, erfuhr ich, dass mir die Fluggesellschaft dafür 150 amerikanische Dollar abknöpfen wollte. Zuge-geben, die dreiteilige Rute misst auch sauber im Rohr versorgt einen Meter und zweiundfünfzig Cen-timeter. Damit passt sie definitiv weder ins Gepäckfach noch unter den Sitz. So weit - so gut.

Nicht, dass ich ein geiziger Mensch wäre, aber was mir partout nicht in den Kopf wollte, ist dass ich für meinen, leichten und kompakten Zweihänder 150$ zu zahlen hatte, während eine Skiausrüstung, bestehend aus einem Paar Ski, Stöcken, Skischuhen und Helm, gratis befördert würden.

Ich rief also die Servicenummer unserer ehemaligen nationalen Fluggesellschaft an, um den Fall zu besprechen. Nach gefühlten 2 Stunden und 100 Tastatureingaben fand ich schliesslich eine (zunächst) freundliche deutsche Frau am anderen Ende der Leitung. Ich versuchte der Dame also zu erklären, dass ich sehr wohl verstehe, dass Gewicht und Volumen die kritischen Parameter im Luft-transport seien und dass ich mich gerade deswegen wunderte, dass eine Skiausrüstung gratis, eine einzelne Angelrute jedoch nur gegen 150$ transportiert würde.

Die Dame hörte mir irgendwie gar nicht zu, geschweige denn, dass sie auf meine Einwände einstieg. Also legte ich meine Argumentation noch ein zweites Mal dar; diesmal langsam und deutlich. Das einzige, was sich änderte war, dass die Dame zunehmend preussische Züge anzunehmen schien und das wiederum ist meinem Blutdruck nicht zuträglich. Die Dame weigerte sich, mir eine Erklärung für diese unlogische Regelung abzugeben und ich spürte, dass es jetzt wohl besser wäre, den Anruf zu beenden (eben… der Blutdruck!).

Während meine Frau mich davon zu überzeugen versuchte, ordnungsgemäss zu bezahlen, war mein Kampfgeist nun hellwach. So schnell würde ich nicht aufgeben! Als wir schliesslich unser Gepäck aufgaben, fragte mich die freundliche Dame am Schalter auf mein Rutenrohr zeigend, was ich denn da hätte, worauf ich Ihr ruhig und mit meinem freundlichsten Lächeln erklärte, dass das meine Skis seien. Sie schaute mich etwas verwirrt an und meinte dann, dass das bestimmt keine Skis seien, worauf ich erwiderte, dass das für mich sehr wohl Skis seien. Es möge vielleicht vereinzelt Leute geben, für die das eine Angelrute wäre, aber für mich seien das ganz bestimmt Skis. Ich wäre mir da absolut sicher und würde es sehr begrüssen, wenn sie meine Meinung diesbezüglich teilen würde.

Die Dame verstand rasch, lächelte und so wurden meine Skis denn problemlos und kostenlos befördert. Dieser „Sieg“ tat mir, respektive meinem Ego gut und ich wünschte noch, die preussische Dame hätte dem Ganzen zuschauen können.
Wenn’s mit der Logik nicht klappt, ist manchmal etwas Kreativität hilfreich!

Ihr Markus Angst

PS: Um’s noch einfacher zu machen, wird die Angelausrüstung von nun an ausschliesslich im Ski- oder Snowboard Bag transportiert.