Fische zurücksetzen

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Fische zurücksetzen
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Viktor Keller

Verkaufsberater Wetzikon

Nach einem Artikel in „Flyfishing & Flytying Journal“, Summer 2019, Autor Jim Woolett

Extremer Stress, wie das Gefangenwerden oder kombinierter Stress – der Fisch wurde gefangen, zu lange ausserhalb des Wassers gehalten und ein Räuber lauert bereits auf den zurückgesetzten Fisch – kann für den Fisch zu viel sein. Behandle Fische deshalb so sorgfältig, schnell und effizient wie möglich, und unterstütze den Erholungsprozess.


Seit der ersten Sterblichkeitsstudie an gefangenen und wieder freigelassenen Fischen im Jahre 1932 wurden annähernd 300 Catch und Release Studien publiziert. Was lässt sich also aus Jahrzehnten der Forschung schliessen? Wie gehe ich beim Zurücksetzen von Fischen idealerweise vor?

Die Überlebenschancen eines Fisches steigen, wenn ich vorher weiss, mit wem ich es zu tun habe und entsprechend vorbereitet bin. Eine lange Drillphase ist einer der extremsten Stressfaktoren, insbesondere bei grösseren, starken Fischen, die mit grosser Intensität und bis zur totalen Erschöpfung kämpfen. Benutze das stärkste mögliche Vorfach, speziell für Arten, welche sofort Zuflucht in der Deckung suchen. Ein grosses Netz ermöglicht es, Fische im Wasser zu behalten. Feumer mit gummierten, knotenlosen Netzen sollten Standard sein, sie minimieren Schädigungen der Schleimschicht.


Wenn in Salmoniden-Gewässern die sommerlichen Wassertemperaturen 19° Celsius übersteigen, setz Dich in den Schatten und trink ein kühles Bier. Über dieser Marke nimmt die Sterblichkeit exponentiell zu.
Vom Haken verursachte Verletzungen sind die Hauptursache für von Fischern verursachte Sterblichkeit. Widerhakenlose Fliegen reduzieren die zum Lösen des Hakens benötigte Zeit. Untersuchungen haben zudem
gezeigt, dass Haken ohne Widerhaken um ein Vielfaches schneller ausgeschieden werden können. Ob ohne Widerhaken oder mit, das Abschneiden des Vorfaches und damit eine reduzierte Handling Zeit erhöhen die Überlebens-Chancen des Fisches markant. Benutze kleine Zangen und Lösescheren, welche ein rasches Lösen des Hakens mit wenig Verletzungsrisiko ermöglichen; halte diese Werkzeuge stets griffbereit.
Einen Fisch aus seinem Element, dem Wasser, zu heben, ist immer schädlich. Die Kiemenlamellen kollabieren und der Sauerstoff-Austausch stoppt, der Fisch leidet an Sauerstoffmangel und Milchsäure- und CO2- Gehalt steigen massiv und erschweren das Überleben.
Je länger der Fisch sich ausserhalb des Wassers befindet, desto länger dauert die Erholung. Lass den Fisch deshalb im Wasser, wenn Du den Haken entfernst. Nach 10 Sekunden erleben die meisten Fische massiven, vielfältigen Stress und ein späterer Tod ist oft die Folge.


Berühre den Fisch nur mit sauberen, nassen Händen.
Nach dem Drill benötigen die meisten Fische Zeit, sich zu erholen. Wenn Du auf den Fisch hinunter siehst, achte auf das regelmässige öffnen und schliessen der Kiemendeckel. Den Fisch im Wasser hin und her zu bewegen in der Absicht, Wasser durch die Kiemen strömen zu lassen, wurde durch Untersuchungen als nicht hilfreich befunden; halte den Fisch ruhig. Starke, wiederholte Kiemendeckel-Bewegungen bedeuten, dass der Fisch sich erholt.


Löse und schliesse den Schwanzwurzel-Griff am Ende des Erholungsprozesses. Schwanzschläge zeigen an, dass der Fisch bereit ist, wegzuschwimmen. In vielen Situationen braucht der sich erholende Fisch eine längere Ruhephase, zum Beispiel unter einem Stein oder in ruhigem Wasser. Wenn sich der Fisch in Deiner Nähe weiter erholt, vermeide zusätzliche Störungen.

 

Die Hegene beschwere ich je nach Tiefe, Wind und Strö-mung mit 3-7g schweren Birnenbleien und lasse sie direkt unter der Rutenspitze bis zum Gewässergrund. Nun hebe ich sie langsam und gleichmässig etwa einen halben Meter an und lasse sie anschliessend wieder zum Gewässergrund fallen. Dies wirbelt Bodensediment auf und hat an man-chen Tagen einen gewissen Lockeffekt auf die neugierigen Felchen.
Nach wenigen Minuten vernehme ich ein leichtes «Fest-halten» beim Anheben, als würde die Hegene plötzlich schwerer werden. Sofort hebe ich den Arm leicht und setzte einen feinen Anhieb. Nun beginnt der Tanz, die Rute biegt sich bis ins Handteil und die Bremse singt. Felchen bereiten nicht nur in der Küche Freude, sondern sind auch exzellente Kämpfer. Nun spielen die parabolische Rute und die fein eingestellte Rollenbremse ihre Stärken aus. Nach ein paar Fluchten liegt die erste Felche, in der Mor-gensonne glitzernd, im Kescher. Und es sollte an diesem herrlichen Frühlingstag nicht die letzte bleiben.


Kleiner Zusatztipp: An manchen Tagen mögen Felchen un-bewegte Nymphen am liebsten. Es kann sich also durchaus lohnen, eine Rute mit einem Felchenzapfen ein paar Meter neben dem Boot auszulegen. Besonders in den Monaten Januar und Februar bringt dies oftmals mindestens gleich-viele Bisse wie die bewegte Hegene. Durch die schweren Birnenbleie (25-40g) hakt sich die Felche dabei meist selbst.