Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Compendium No II New

12 von Euch, der einen solchen Besenstil (ich meine einen richtigen) beringt und damit nicht nur versucht zu werfen, sondern sogar 10, 15 oder gar 20 Meter Distanz zu erreichen, kommt blitzartig „auf die Welt“ und ist sich anschliessend mehr denn je, oder überhaupt bewusst, was unsere Fliegenruten für uns zu arbeiten im Stande sind. Es kommt allein darauf an, dieses Potenzial optimal auszu- nutzen. Aus diesem Grund war es schon vor dreissig und mehr Jahren so, dass gewisse „Experten“ technisch nicht in der Lage waren, die kurzen, harten Stecken um und unter zwei Meter Länge, wie sie der Gebetsroither Hans gerne baute, anständig zu werfen und sie darum den Gebetsroither Stil verwarfen: sie konnten das Potential dieser Stecken schlichtweg nicht aktivieren. Handelsübliche Fliegenruten sind flexibel und in der Lage, die eingegebene Bewegung mit ihrer Durchbiegung zu speichern. Die eingegebene Bewegung wird in hohem Masse nicht unmittelbar, sondern mittelbar, d.h. um die Biegung der Rute verzögert, auf die Fliegenschnur übertragen. Die Fliegenrute „speichert“ einen grossen Anteil der mit der Wurfbewegung eingegebenen Geschwindig- keit der Fliegenrutenspitze. Diese, aus der Wurfbewegung gespeicherte Energie, wird beim Stopp durch die Entladung / Rückstel- lung der Rute freigesetzt und wirkt ohne weitere Arbeit auf die Fliegenschnur. Genau hier arbeitet die flexible Rute – im Gegensatz zum Besenstil, der keinen Beitrag zum Wurf mit seiner Entladung / Rückstellung beisteu- ern kann. Und die flexible Rute leistet noch mehr: durch ihre Biegung verkürzt sich der Hebelarm, da die Spitze der Fliegenrute tiefer liegt. Dadurch braucht der Werfer deutlich weniger Kraft beim „Abkippen“ der Fliegenru- te aufzuwenden. Jeder, der schon einmal sehr harte Ruten, wie z.B. eine Turnierrute der Disziplin „Fliege – Di- stanz Einhand“ (Bocksteifer Spinnruten-Blank mit 80 g Wurfgewicht) geworfen hat, weiss wovon ich spreche. Steife Ruten benötigen, insbesondere beim Umsetzen des Hebelarms („Abkippen“ „Flipp“), mehr Kraft als ver- gleichbar weichere Ruten, weil sie sich we- sentlich weniger durchbiegen. Andererseits, vermag ein trainierter Fliege-Distanzwerfer die steife Fliegenrute mit seiner Wurftechnik so einzusetzen, dass sie sich so stark biegt, wie es ein Fliegenwerfer mit einer normalen Fliegenrute vermag. Es ist somit klar, dass die „gespeicherte“ Energie sich umso mehr in Wurfdistanz umwandelt. Es gibt diesbezügliche Veröffentlichungen, aber eine präzise Definition, wie viel Energie durch den dynamischen Aufwand des Flie- genwerfers und wie viel durch die Rutenbie- gung zustande kommt, kann darum nicht exakt formuliert werden, da die Basis zu die- ser Berechnung von Gerät zu Gerät und von Fliegenwerfer zu Fliegenwerfer unterschiedlich ist. Zweifellos aber überwiegt der physische (dynamische) Anteil des Fliegenwerfers im Normalfall deutlich. Hier ist auch ein Vergleich mit dem Tennis- Sport angebracht. Vergleichen Sie doch nur einmal die Härte der Bespannungen des Ra- ckets eines Tennis-Profis mit der eines guten Tennisspielers und mit der eines Anfängers. Die Elite schlägt, selbst mit allerhärtester Bespannung, so hart auf den Tennisball, dass sich diese dermassen durchbiegt, dass der Schläger wie ein Kescher oder ein Schmetter- lingsnetz aussieht. Daraus folgt, dass bei der Betrachtung eines effektiven Fliegenwurfes es nicht ausreicht, allein auf die Geschwindigkeiten zu schauen. Denn auch bei einem „schlechten“ Fliegen- wurf erhält die Fliegenschnur ja eine gewisse Geschwindigkeit – diese wird aber mit unnötig grossem Aufwand erzeugt, weil er die Flie- genrute nicht optimal lädt. Wird das Augen- merk hingegen auf den optimalen Aufbau der Rutenladung gerichtet, dann erschliesst sich dem Betrachter schnell der Unterschied zwischen einem guten, effektiven, kraftmi- nimierten Fliegenwurf und einem weniger guten. Kurzum: wer nicht nur die Schnurge- schwindigkeit, sondern auch die Rutenladung zu steigern vermag, wirft effizienter. Für die Steigerung der Rutenladung ist die Art des Verlaufs der Beschleunigung über den Arbeitsweg enorm wichtig, ja matchentschei- dend. Jeder Weg, der nicht zur Steigerung der Rutenladung führt, ist ineffizient. Das ist einer der wesentlichen Grundsätze des Fliegen- werfens, wie Sie in meinem Buch und in der gleichnamigen DVD „Perfektes Fliegenwerfen“ lesen können. Höhere Endgeschwindigkeit vor dem „harten“ Stopp hat folgende Vorteile: 1. Engere Schlaufe, die sich bis hin zur Fliege perfekt entwickelt 2. Rute wird stärker geladen, das erzeugt mehr Eigendynamik 3. (Trocken-) Fliege trocknet besser, weil sie schneller transportiert wird Punkt 1: Eine höhere Endgeschwindigkeit der Fliegenschnur führt ganz klar zur Bildung einer engeren Schlaufe. Die Schlaufe ver- engt sich von selbst zunehmend, wenn ihre Geschwindigkeit nur gross genug ist und auch der Stopp zum richtigen Zeitpunkt erfolgt ist. Deshalb können Turnier-Distanzwerfer trotz weit geöffnetem Arbeitswinkel zum Ende des Wurfes eine enge Schlaufe erzeugen. Diese ist unempfindlicher gegen thermische Einflüsse, also weniger anfällig bei Wind. Vor allem wird der Kraftaufwand besser über den Verlauf der Wurfbewegung verteilt und somit weit weniger anstrengend empfunden. So, wie das Heben einer Last mit einem Flaschenzug oder einem Hebel weit weniger anstrengend ist, als auf direktem Weg. Die enge Schlaufe in Verbindung mit einer optimal aufgeladenen Rute ist wesentliche Voraussetzung für eine grosse Wurfdistanz, oder andererseits für den kraft-minimiertesten Normalwurf. Die opti- male Endgeschwindigkeit der Fliegenschnur kann jedoch nur dann erreicht werden, wenn die Fliegenrutenspitze – sowohl aus der horizontalen als auch aus der vertikalen Sicht - auf einer geraden Bahn fährt. Was sie nicht tut, wenn der Fliegenwerfer die Rute dynamisch verkantet. Punkt 2: Ist ebenfalls leicht zu verstehen. Erreicht die Fliegenrutenspitze am Ende eines jeden Vorwärts- oder Rückwurfes eine höhere Geschwindigkeit, wird die Fliegenru- te für die jeweils folgende Wurfbewegung automatisch stärker geladen, als bei einer geringeren End-Geschwindigkeit und so wird die Eigendynamik des Geräts optimal genützt. Ein Fliegenwerfer, der diese Feinheiten be- herrscht, vermittelt den Eindruck, als brauche er so gut wie keine Kraft. Und so empfindet er auch selbst. Punkt 3: Ganz klar trocknet so auch die Trockenfliege besser. Etwas Mathematik Der Begriff „gleichmässig“ sollte nach Mei- nung des Mathematikers in unserer Runde überhaupt nicht verwendet werden. Er ist in unserem Zusammenhang zu wenig präzis. Dies sagte ich schon gleich zu Beginn unter „Anmerkung II“ dieses Compendiums. Auch mir ist diese Formulierung nicht genau genug, da ich ja einen besseren Bewegungs- ablauf suche, einer der eben nicht linear verläuft. Gleichbleibende, also konstante Beschleunigung und somit linearer Ge- schwindigkeitsverlauf ist darum weniger anzustreben, weil die Endgeschwindigkeit der Fliegenschnur für den optimalen Wurf vor dem Stopp nicht rasant genug ist. Einige Autoren zeigen heute noch in ihren Wurf-Grafiken einen konvexen Weg der Fliegenrutenspitze, also nach der Art eines Scheibenwischers. Das ist nach meiner Über- zeugung das Gegenteil von gut. Stichwort:

Seitenübersicht