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Heilmittel Reden
Aus der PETRI NEWS 195-2015

Heidi Hebeisen 

Heilmittel Reden

«Bei langen Gesprächen erfuhren wir mehr...»

Während eines grossen Familienessens erzählte mir die Mutter des Jungen, sie würden mit ihrem 18 jährigen Sohn so gar nicht klar kommen. Kurz entschlossen luden wir die ganze Familie zu einem Mittagessen ein, natürlich mit Sohn. Sie kamen dann auch alle vier. Der Sohn sass allerdings allein auf unserem Balkon und war ganz vertieft in ein schönes Fotobuch über unser irisches Inver.

Ich setzte mich zu ihm und er sagte mir, da würde er aber sehr gerne mal hinfliegen. Ganz spontan sagte ich ihm, dass wir am Wochenende fliegen würden, und dass er jederzeit willkommen sei. Vier Tage später kam er in Irland über die schwimmende Brücke gelaufen und bezog zufrieden unser Gästezimmer.

Am nächsten Morgen traf man ihn bei unseren Gärtnern im Park, die wollten grad eine neue Mauer bauen. Er hätte das gelernt sagte der Junge und so bauten sie zusammen sehr kunstgerecht eine schöne Mauer.

Von da an kam der Junge jedes Jahr im Sommer und auch im Winter zu uns nach Irland. Beim nächsten Mal kochte er für uns chinesisch. Bei langen Gesprächen während HRH’s delikaten Nachtmählern erfuhren wir mehr über ein junges, noch in Entwicklung stehendes Innenleben. In der Zwischenzeit hat er Militärdienst und sogar eine zweite Berufslehre beendet.

Diesen Sommer kam er wieder über die Brücke, diesmal mit sehr viel Gepäck beladen, er hatte sich beim Grossvater im Geschäft eine Spinn- und eine Fliegenfischerausrüstung besorgt, mit allem was so dazu gehört. Nun ging’s erstmal ans Üben auf der Wiese, das klappte schon mal gut. Der Junior nahm sich eine der unzähligen Mützen vom Opa, steckte eine Vogelfeder rein und einen Grashalm hinter das Ohr und zog los um bei uns im See Brown Trouts zu fangen, was ihm dann auch ganz schnell gelang, inklusive ausnehmen und für den Opa in der Pfanne zu braten.

Für den kommenden Winter hat er sich schon mal mit seiner Freundin angemeldet, dann will er als Treiber mit auf die Vogeljagd gehen.

Er ist jetzt ein Mann, geht seinen guten Weg als Mensch. Seine Eltern sind glücklich, wir auch, denn wir lieben den Mann mit der Feder am Hut sehr.