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Barramundi light

von Viktor Keller / 2014





Es ist März und der sternenklare Himmel an diesem frühen Spätsommermorgen im Norden von Queensland, Australien verspricht einen herrlichen Tag. Unser Freund Ian hat meine Partnerin und mich eingeladen, zusammen einen Stausee inmitten von weitgehend unberührtem tropischem Regenwald zu befischen. Nach stundenlanger Fahrt, die letzten 3/4 Stunden davon auf einer einspurigen Buschpiste voller Schlaglöcher, erreichen wir den 1500 ha grossen See. Orchideen und üppige Schlingpflanzen wuchern überall und ein vielstimmiges Konzert von Vogelstimmen begrüsst uns, als wir den Wagen verlassen und das Boot wassern.

Mit dem Bau des Dammes vor vielen Jahren wurde der Wasserspiegel des natürlichen Sees erhöht und tausende von Bäumen wurden unter Wasser gesetzt. Viele von Ihnen stehen noch und bieten den Fischen ideale Einstandsmöglichkeiten. Der See ist vor allem bekannt für seine grossen Sooty Grunter, eine Grunzbarsch Art, die bis zu 5kg schwer und über 50cm lang werden kann. Sooty Grunter sind in ihrem Verhalten unserem Egli recht ähnlich und nehmen Kunstköder mit Vehemenz und sind ausserordentlich kampfstark. Auch Barramundi kommen im See vor, aufgrund des kühlen Wetters erwarten wir heute allerdings keine grossen Überraschungen. Die Fischerei startet etwas verhalten und die erste Stunde haben wir kaum Bisse. Um 10 Uhr herum, die Sonne wärmt mittlerweile unsere Rücken und ein stahlblauer Himmel wölbt sich über uns, haben die Fische ein Einsehen und unsere Gummiköder und Wobbler werden mit Inbrunst attackiert. Nicht selten haben wir alle drei gleichzeitig einen Fisch am Haken! Immer mal wieder gönnen wir uns und den Fischen eine Pause, lehnen uns zurück und geniessen die herrliche Umgebung.



Wir konzentrieren uns auf flachere Bereiche, in denen die Sonne das Wasser rascher aufwärmt und fangen sogar mehrere schöne Fische auf Sicht. Ich bin gerade dabei, meinen Wobbler neu auszuwerfen, als Béatrice plötzlich einen Überraschungsschrei ausstösst: Barramundi, Barramundi! Und kein kleiner! Sie hat einen schönen Sooty am Gummiköder und der grosse Barramundi ist hinter dem gehakten Fisch her. Ian und ich greifen beiden zum bereitliegenden Barra Gerät, als auch schon die Hölle losbricht! Der Sooty Grunter kommt frei und der Barramundi nutzt die Gelegenheit und inhaliert den kleinen roten Gummifisch. Mit ihrer leichten 1-3kg Rute und 3.5kg Hauptschnur ist Béatrice denkbar schlecht für den nun folgenden Schlagabtausch gerüstet. Jeder Sprung des grossen Fisches treibt uns den Angstschweiss auf die Stirn und als sich dann auch noch die Schnur an einem Stück Treibholz verfängt, erwarten wir alle das Schlimmste. Wie durch ein Wunder kommt die Schnur aber wieder frei und nach vielen bangen Minuten mit zum Zerreissen gespannten Nerven gelingt es endlich, den Fisch ans Boot zu manövrieren und zu feumern. Was für ein Fang an leichtestem Gerät! Und mit 104cm und 18kg ist das Béatrice's bisher grösster Barramundi.

Wir beschliessen den Tag mit über drei Dutzend gefangenen Sootys und einem tollen Barramundi und auf der Heimfahrt dreht sich - wie könnte es anders sein - die Unterhaltung nochmals um gefangene Fische und andere Heldentaten.