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Anstelle von Kernkraft

Aus der PETRI NEWS 170-2012


H.R. Hebeisen 
 

Anstelle von Kernkraft?

«Dass dabei ein Ökosystem vor die Hunde geht, interessiert nicht!»

Es ist himmeltraurig: Ausgerechnet im Zeichen der Energiewende wollen bayerische Behörden ihr bestes Äschen- und Forellengewässer aufs Spiel setzen. Eines der besten  Mitteleuropas. Es geht um die Loisach unserer Freunde Martina und Georg von Thurn aus Garmisch-Partenkirchen. Dort, wo ich die erste 60 Zentimeter-Äsche meines Lebens sah, soll demnächst ein Kraftwerk eingebaut werden.

Das beste Stück des Gewässers, das auch viele Kursteilnehmer unserer Fliegenfischerschule kennen und schätzen, wäre dann ein Stausee. Höchstens noch geeignet als Forellen-Puff, aber nicht mehr als wichtigster Laichplatz dieses Ausnahme-Flusses. Die hier auf 40 Kilometer frei fliessende Loisach gehört laut WWF zu den fünf wertvollsten Gewässern des Alpenraums.

Der Freistaat Bayern hat Millionen Steuergelder in die Renaturierung dieser Strecke gesteckt. Der bayerische Umweltminister hat hier sein Artenhilfsprogramm für die Äsche vorgestellt. Und das soll nun Schnee von gestern sein, weil in Japan unsichere Kernkraftwerke gebaut wurden – und einige Leute die Chance wittern, mit der sogenannten Energiewende richtig viel Geld zu verdienen?

Für die Zerstörung der Grossweiler Loisach soll es sogar eine extra hohe Einspeisevergütung geben, weil dort ja Öko-Strom produziert wird. Dass dabei ein Ökosystem vor die Hunde geht, das als FFH-Gebiet* den höchsten europäischen Schutz geniesst, interessiert anscheinend nicht mehr.

Dafür gibt es Trostpflaster: Eine Fischtreppe, die bisher nicht gebraucht wurde, weil die Fische das Wehr auch so passieren konnten. Und ein sogenanntes Schachtkraftwerk. Dort soll das Wasser nicht mehr quer durch die Turbinen laufen, sondern senkrecht. Angeblich kommen so weniger Fische um, aber bewiesen ist das bisher nicht, weil die Technik erst ausprobiert werden soll. Ausgerechnet an einem der besten Äschenflüsse des Alpenvorlands.

Mir kamen die Tränen als ich von diesem Projekt hörte, nicht nur vor Trauer, sondern auch vor Wut. In der gleichen Ecke wehren sich die Kommunalpolitiker mit Inbrunst gegen Windräder, weil diese angeblich die Landschaft verschandeln. Aber wenn ein Lebensraum vor die Hunde geht, ist das anscheinend nicht weiter schlimm. Fische schreien ja bekanntlich nicht. Und auch nicht die Maifliegen, die an der Loisach noch vorkommen.

Wenn ein solcher Ausverkauf wertvollster Natur unsere Antwort auf die Energiekrise ist: Gute Nacht, christliches Abendland. Respekt vor der Schöpfung sieht anders aus. Da tut es besonders weh, wenn sich die bürgerlichen Parteien für solchen Frevel hergeben und konservative Bürger wie der HRH zugeben müssen, dass die Grünen offenbar über mehr Herz, Verstand und sogar Heimatliebe verfügen als die Schwarzen, die oft oder vor allem auf Trachtenumzügen Traditionsbewusstsein zeigen.

„Gott mit Dir Du Land der Bayern“ beginnt die bayerische Nationalhymne. Denen, die das singen und gleichzeitig die Schöpfung gering achten, mag ich da einen zornigen Herrgott wünschen. Mir begegnet an der Loisach immer wieder eine Schöpfung, die den Schöpfer ehrt. Eine wunderbare Äschenpopulation ganz ohne Besatzmassnahmen, ein herrlich frei fliessender Fluss mit Felsen und Kiesbänken und eine Strömung voll natürlicher Kraft und grandioser Schönheit in einem der schönsten Winkel dieser Erde.

In der Hoffnung, dass auch unsere Enkel und Urenkel solche Wunder erleben dürfen, bitte ich alle Fischer um Unterstützung: Schreibt an den bayerischen Umweltminister Dr. Marcel Huber:

Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit

Staatsminister Dr. Marcel Huber
Rosenkavalierplatz 2
81925 München

Per Email geht das auch: pressestelle@stmug.bayern.de

Jeder Leser dieser PN ist höflich aufgefordert sich entsprechend dort zu melden.

*FFH steht für Flora, Fauna, Habitat. Das bedeutet, dieses Gebiet ist die höchste Schutzstufe der EU und bindet jeden Mitgliedsstaat, keine ökologischen Verschlechterungen zuzulassen.

P.S. Ganz klar sei gesagt; wenn dieses Kraftwerk gebaut wird, dass sich die Hebeisen Fliegenfischerschule einen anderen Kursort als Garmisch-Partenkirchen suchen muss. Wer diesen Fluss noch intakt erleben möchte, hat in Kürze, also zur Primetime im Oktober vom 3. – 7. oder vom 7. – 13 die Gelegenheit. An beiden Kursen sind ganz wenige Plätze frei. Im Internet www.hebeisen.ch finden Sie bei den Kursen auch unsere ganze Gewässerstrecke an der Loisach. Dort, bei Bild Nr. 7 soll das Kraftwerk gebaut werden. Schon mancher Schüler hat dort seine erste über 50 cm lange Forelle gefangen.