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Am Tag als der Regen kam

Aus der PETRI NEWS 169-2012


H.R. Hebeisen 
 

Am Tag als der Regen kam

«Da war's mit seinem Humor endgültig vorbei...»

Diese wahre (HRH schreibt eh nur solche!) Geschichte trug sich im zweiten Monat anno 2012 zu. Ich reiste mit fünf Freunden nach Patagonien. Wir wählten als Ausgangsort Esquel in Chubut. Zwischen den, auch wettermässig, wunderschönen Tagen im Parque National los Alerces und den Schlusstagen in der Ära Rio Pico fischten wir u.a. im berühmten Arroyo Pescado (den ich auch schon in besserer Form antraf) und logo durfte der Rio Grande nicht fehlen.

An diesem Tag waren „Wulli“ und ich ein Gespann. Wir bestiegen mit Roberto, unserem Guide schon zeitig unser Boot. Es schüttete bereits auf der Fahrt dahin, beim Einsteigen noch mehr – und, um die Geschichte nicht unnötig noch spannender zu machen, es schüttete auch noch, als wir am Abend das Boot verliessen. Immerhin, es sollte ein guter Fischertag werden, konnten wir doch viele Marrons und Arco Iris, also Bach- und Regenbogenforellen landen; dabei waren auch gute Kaliber. Zudem, ein verschütteter Fischertag ist immer besser als der trockenste Arbeitstag. Nun konnte endlich unsere gute, und notabene auch teure Bekleidungs- und Zubehör-Ausrüstung zeigen was sie konnte. Ich nehm’s gleich vorweg: Wenig. Wulli machte schon nach einer Stunde eine säuerliche Miene, weil seine berühmte Watjacke (nicht von Hebeisen) seichte und ihm schon bald einmal das Wasser den Rücken herunter lief. Ich war derzeit noch fröhlich, denn meine brandneue Watjacke von G. Loomis (von Hebeisen) hielt mich, übrigens den ganzen Tag, trocken. Ich ahnte aber nicht, was noch kommen sollte.

Ich stellte irgendwann fest, dass im neuen, sauteuren Prototyp meiner neuen „Alles bleibt trocken“-Tasche (halt von Hebeisen) mein Zubehör und auch meine Kamera langsam zu schwimmen begannen. Wulli jammert schon wieder, war doch in einer Aussentasche seines „guaranteed waterproofed“ Rucksackes der zurzeit berühmtesten Marke (nicht von Hebeisen) der Inhalt schon sehr nass. Als ich meine kleine, „absolut wasserdichte“ Zubehörtasche einer berühmten Marke (leider von Hebeisen), die ja in meiner „Alles bleibt trocken“-Tasche lagerte, öffnete, fand ich nicht nur den Mud feucht bis schwimmend vor, mich fliehte jede Heiterkeit. Und als der Wulli dann noch aus seinem wasserdichten Fliegenetui (nicht von Hebeisen), welches ja im wasserdichten Rucksack lag, eine neue Fliege schon vorgenässt vorfand, war’s mit seinem Humor endgültig vorbei.

Die Moral der Geschichte ist eigentlich keine. Man muss einfach wissen, dass man selbst durch Glas und durch sechs Meter dicke Stahlbetonmauern Wasser treiben kann. Man muss auch wissen, dass das dicke, schwere Ölzeug wasserdichter ist als alle Bekleidung die atmet und superleicht ist. Und man muss wissen, dass diese halt höchstens zwei Jahre hält was sie verspricht, nämlich „wasserdicht“ zu sein. Zudem; die Mitnahme von Ikea- und Abfalltaschen auf die grosse Reise ist ratsam, hätte ich eine solche Tasche umgekehrt auf meine „Alles bleibt trocken“-Tasche gestülpt, wäre sie tatsächlich trocken geblieben. Tun Sie alles, aber verlassen Sie sich nicht darauf, dass Ihre mehrjährige Watjacke oder Wathose diesen Sommer wirklich wasserdicht ist. Letztere kann man wenigstens noch flicken, Stichwort Aquasure. Seicht die Jacke ist Ende wenn es schüttet.

H.R. Hebeisen

P.S. Bilder unserer Patagonienreise finden Sie bei www.hebeisen.ch unter Kurse&Reisen. Und, wer sich für eine solche Reise interessiert, soll sich bei uns melden.