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Gruss aus Irland
Aus der PETRI NEWS 204-2016

 H.R. Hebeisen

Beannachtai ó Éirinn

«Gruss aus Irland»

Die gälische Sprache ist wunderschön. Aber enorm schwierig, zu lernen und vor allem auszusprechen, kann doch ein Wort, ein Ausdruck auf bis zu fünf verschiedene Tonarten ausgesprochen werden und so auch fünf unterschiedliche Dinge meinen.

Gruss aus Irland – heisst der Titel auf Deutsch übersetzt. Und der Leser darf sich fragen, was denn Irland mit der Fischerei in unseren hiesigen Gewässern zu tun hat. Viel. Vor allem, was neben den Fischgewässern passiert. Auf einen Nenner gebracht, sämtliche irischen Fischer sind eine einzige, verschworene Gemeinschaft. Heisst rund die Hälfte, zumindest der männlichen Bürger des Staates Irland stehen zusammen. Ohne Parteibuch. Welch politische Macht, egal ob Rot, Grün, Blau oder was auch immer, das ist sekundär. Zusammenstehen, wenn es um UNSERE Sache geht, allein darum dreht sich das Ganze.

Auch die Politiker waren sich einmal mehr einig, dass zwischen Galway und den Arann Inseln die grösste Fischzucht Europas entstehen sollte. Resultat: Einige wenige Arbeitsplätze, weil heute solche Anlagen vornehmlich mit Robotern gesteuert werden. Geld für den Staat aus den erhofften Einnahmen, vor allem aber, hier so genannte „Brown Envelopes“, gefüllt mit Barem für die Verantwortlichen, die Befürworter aus dem Polit-Establishment, bezahlt von der lukrativen Fischindustrie.

Da hätte man doch glatt darüber weggesehen, dass innert weniger Jahre die ganze Lachs- und die Meerforellenfischerei (diese dann endgültig) total am Arsch gewesen wäre. Mit dem Backish aus dem braunen Umschlag kann man sich ja schliesslich ein schönes Haus dort kaufen, wo die Fischerei noch in Ordnung ist. Aber eben, nun kamen die Fischer. Gemeinsam. Und schworen Jedem, dass er nie mehr gewählt würde, (und nicht nur das . . .) wenn denn das Projekt starte. Resultat: Nun bekamen die Politiker statt braune Umschläge zügig braune Hosen. Kurz und bündig; die beste Nachricht: Das Projekt ist beerdigt!

Gestern, nach unserer Einkaufstour in Galway passierten wir Oughterard, wo der dortige Fischerclub seit undenklich langer Zeit, um den Fischbestand im Lough Corrib kümmert. Runde 200'000 Fischeier wurde an diesem Tag gestreift und werden nun sorgsam gehütet bis sie dann im Frühjahr als unfed Fries, also frisch geschlüpft, in die passenden Gewässer rund um den See ausgesetzt werden. Die Forellenfischerei im Lough Corrib sei 2016 Spitze gewesen, auch wenn es leider, wetterbedingt, in der Maifliegenzeit nicht so gut hingehauen hat. Und, eben dank der Gemeinsamkeit der Fischer, wird es auch in der Zukunft einen tollen Fischbestand in diesem See geben, wo schliesslich jeder, auch Sie lieber Leser, gratis angeln dürfen. Gratis, weil schon vor rund 20 Jahren die Fischer zusammenstanden und verhinderten, dass der Staat sich an den Fischereilizenzen bereichern wollte. Jahrelang wurde nicht gefischt und jedem wurde das Boot angezündet, wenn er sich dem widersetzte, bis diese Sache durchgeboxt wurde.

Alles kann man erreichen, wenn sich genügend Menschen einig sind und gemeinsam ein Ziel angehen.

H.R. Hebeisen