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Aus der PETRI NEWS 217-2018

Heidi Hebeisen 
 

Schneekanonen


Es ist in den letzten Jahren zur Tradition geworden, dass man Winter auch dann macht, wenn kein Winter ist. Laut meinem persönlichen Wetterfrosch, dem HRH, gibt es dieses Jahr nicht nur einen späten, sondern auch einen milden Winter. Er beruft sich auf die sich spät sammelnden Stare und auf die nicht vorhandenen Beeren an unseren vielen Vogelbeer-Bäumen auf der Insel. Mal sehen, ob man ihn im Frühjahr loben kann oder nicht.

Wie dem immer aber auch sei; die Ski-Industrie beharrt auf gutem Verkauf, sprich auf viel Schnee, damit alle Skifahren können. Warum spricht man eigentlich in Deutschland von Skiläufern und Skiläuferinnen? Die fahren doch manchmal noch schneller als unsere Skimannen und –Frauen. Skilaufen hätte damals gut auf mich gepasst; und ich bin dabei sogar noch sehr regelmässig umgefallen. Zur grossen Unfreude meiner Familie, denn ernst gemeinte Skiwettbewerbe zwischen den Geschwistern des Kurt, dem Vater meiner drei Kinder, war Tradition. Wir hätten, (aber nur hätten) gewonnen, wenn es mich nicht gegeben hätte. Ich ging immer im Schnee baden und versaute das Familienresultat, worauf mich Mann und Kinder entsprechend anschissen.

Im kommenden Winter wird es in Sachen weisser Pisten Probleme geben, die hoffentlich nur dadurch gelöst werden, wenn sich mein Wetterfrosch tüchtig irrt. Heisst, früher und ganz, ganz viel Schnee. Wenn nicht, dann wehe. Wehe den Forellen! Das Wasser (sofern es denn überhaupt in den Flüsschen und Bächen überhaupt hat, nachdem seit 71 Jahren nie mehr so wenig Regen gefallen ist) wird abgepumpt und zu Kunstschnee gemacht. Was zurück bleibt ist der pure Stein und Fels. Darin kann sich die Jungfisch-Population nicht entwickeln.

Was bedeutet das? Dass sich Fischereivereine in den entsprechenden Regionen zeitig und heftig, wie das ja heute üblich ist, also auch mit Demonstrationen, Einsatz der lokalen Presse, jedenfalls sehr energisch dagegen wehren sollen, dass man überhaupt Schneekanonen einsetzt. Skigeschäft hin oder her.

Es geht nämlich hier nicht um Geld oder Umsatz. Sondern um Leben. Um das Leben von Millionen Jungforellen. Vielleicht erkennen selbst die Tierschützer, dass Fische auch eine schützenswerte Art Lebewesen sind. Und selbst die Vogelschützer, denn wenn keine Fische da sind, hat auch der Reiher nix zu fressen. In der lebendigen Natur hängt halt alles zusammen, nur Kunstschnee gehört nicht dazu.