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Aus der PETRI NEWS 221-2019

  Von Thomas Bucher

 

I can't get no Satisfaction...

Ich bin mir ziemlich sicher, nein ich weiss, dass Keith Richards und Mick Jagger damals über Kuscheln für Fortgeschrittene und diese Vitamintabletten (manchmal auch in Pulverform) gesungen haben. 1965 musste man das ja auch gut verpacken, damit die Radiostationen den Song auch spielen konnten. Ich finde, der Text passt heute besser denn je, wenn auch aus materieller Sicht. Der neue Volkssport heisst Neid und die Volkskrankheit Nummer 1 ist Überschuldung. Scheinbar können viele Menschen nicht damit umgehen, wenn man in den sozialen Medien täglich mit den Errungenschaften der Anderen konfrontiert wird. Ich glaube allerdings, dass die Meisten keinen Grund hätten sich zu beklagen. Trotzdem höre ich immer: es könnte doch noch etwas mehr sein…! Ich will hier sicher nicht den Moralapostel spielen, in der heutigen Zeit von Leasing und Fernsehwerbung für Kredite (z.B. für eine neue Handtasche oder den Einkaufstripp nach New York!!!) wird man ja immer wieder daran erinnert was man sonst noch haben könnte. Aber ich beschwere mich wenigstens nicht, bin im Gegenteil sehr glücklich mit dem, was mir das Leben zu bieten hat.

Beim Fischen jedoch kenne ich dieses grenzenlose Verlangen nach mehr auch. Bestes Beispiel war auf den Seychellen. Ja, Ferien auf den Seychellen können günstiger sein als Ferien in Italien. Halt als Selbstversorger und nicht in einem Luxusresort, wo man am Pool den ‘‘Sex on the Beach‘‘ (entschuldigt das Wortspiel…) geniessen kann.

Ich konnte für ein paar Rupien mit einem einfachen Fischer Namens Dave mit aufs Boot. Eine bessere Nussschale, kein perfekt ausgerüstetes High-Tech Boot mit Guides, dafür zu einem Bruchteil des Preises. Ich hatte schon eine tolle Fischerei, dann entdeckte mein Kapitän weit draussen einen Schwarm Möwen, das Wasser darunter kochte. ‘‘Bonitos!‘‘ schrie er aufgeregt. Die Fliege landete kaum auf dem Wasser, da verschwand sie auch schon mit dem ersten Bonito in der Tiefe des Meeres. 50 Meter Backing waren im Nu von der Rolle und das in einem Tempo, wie ich es noch nie erlebt habe. Dave verzweifelte fast, da ich natürlich viel länger hatte, um den Fisch zu landen als er mit seiner Handleine. So trieben wir bei jedem Fisch weg vom Schwarm und er musste jeweils wieder zurück fahren. Mehrmals bot er mir eine Handleine an, die ich dann aber dankend ablehnte.

Man muss wissen, dass Fischen auf den Seychellen in erster Linie Nahrungsbeschaffung und nicht Spass ist. Als ich am Schluss den Haufen Fische im Boot sah, dachte ich nur noch: OMG, was haben wir da getan? Allerdings relativierte sich das sofort nach Ankunft am Strand. Freunde und Familie des Fischers kamen umgehend zu uns und jeder kriegte einen Bund Fische, ich natürlich auch. Es wurde nichts bezahlt, nichts gefeilscht. Der Eine wird ihm nächstes Mal Früchte aus dem Garten bringen, der Andere wird ihm das Boot streichen. So geht nachhaltiger Umgang mit Ressourcen und anständiges Zusammenleben in einer Gemeinschaft.

Am Abend haben wir die umliegenden Nachbarn zum Fischessen eingeladen, jeder brachte etwas mit. Reis, Salat, Linsen, Früchte, so funktioniert das auf den Seychellen. Wunderbares Essen, Musik und tolle Gesellschaft, wir fühlten uns ganz zu Hause und fast wie Einheimische. Ihr könnt nicht glauben, wie unglaublich zufrieden ich mich in diesem Moment gefühlt habe. Es gibt sie also doch, die Satisfaction, die Befriedigung, es kommt nur auf die Sichtweise an!