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Aus der PETRI NEWS 222-2019

  Von Thomas Bucher

 

JEIN! Soll ich's wirklich machen oder lass ich's lieber sein?


Obwohl meine musikalischen Wurzeln im Rock der 80iger liegen, ist mir auch der Deutsche Sprechgesang nicht fremd. Und wenn dann das eingängige Trompetenstück kommt, kann man schon fast von Musik sprechen. Eine Jugend ohne den alten Hip-Hop von Absolute Beginner und den Fanta Vier kann und will ich mir auch gar nicht vorstellen. Das konnte ich früher natürlich unter keinen Umständen zugeben, und so ertappte ich mich jeweils bei der Antwort auf die Frage, ob ich denn Fettes Brot gut fände, mit: Ja, äh nein; ich meine, jein…!

Wir werden ein Leben lang mit Entscheidungen konfrontiert und das Teufelchen und das Engelchen auf der Schulter begleiten uns stets. Der Protagonist in diesem Lied wäre gut damit beraten, wenn er jeweils mit Nein antworten würde. Dabei kommt es doch nur darauf an wie die Frage gestellt wird… Vielleicht könnt Ihr Euch noch an die Kuba Geschichte erinnern. Die Sache war relativ einfach: Will ich lieber mit der Spinnrute als mit der Fliegenrute fischen? Nein! Will ich lieber mit der Spinnrute Fische fangen als mit der Fliegenrute keine? Ja klar!

Ich kann mich auch noch gut an einen Besuch bei Ralf Vosseler erinnern. Es hat schon seit Tagen ununterbrochen geregnet und Ihr wisst, was das für einen kleinen Fluss heisst… Liebe Puristen, Ihr müsst jetzt stark sein! Denn wenn Latte Macchiato das Tal runterfliesst, ist ‘‘Dryfly upstream‘‘ einfach keine Option! So habe ich mich von der dunklen Seite der Macht verführen lassen und einen kleinen Fliegenspinner montiert. Ich höre noch heute, wie Ralf irgendwas von Blech murmelte, als er an mir vorbei ging. Aber wenn ich schon 200 Kilometer weit weg zum Fischen fahre, dann mache ich einfach das Beste aus den Umständen. Und seien wir mal ehrlich, der Forelle ist es egal, ob an dem Einerhaken (ohne Widerhaken!) ein Spinnerblatt oder ein paar Federn montiert sind, sie steckt so oder so in der Klemme…

Einige Entscheidungen werden uns zum Glück auch abgenommen. Im tiefen Mittelalter, also vor ca. 15 Jahren, war das Fischen mit dem lebenden Köderfisch noch gang und gäbe. Wir hatten bei Hebeisen ein Becken mit lebendigen Kärpfchen in verschiedenen Grössen, mundgerechte Happen für unsere Raubfische. Die Fängigkeit ist unbestritten und ich bin auch nicht dafür, dass uns der Staat alles vorbrünzelt, was zu tun ist und was nicht. Aber nur schon bei der Vorstellung, wie einem lebendigen Fisch ein Teil des Dreiangels (mit Widerhaken!) in den Rücken gedrückt wird und er dann stundenlang am Zapfen zappeln muss, dreht sich mir der Magen um.

Ich will wirklich niemandem zu nahe treten, aber dass das Fischen mit dem lebenden Köderfisch verboten und in kurzer Zeit zum ‘‘no go‘‘ wurde, ist einfach nur fantastisch. Ohne Verbot würde sicher ab und zu noch das Teufelchen die Oberhand behalten…

Ich wünsche Euch, dass Ihr immer die für Euch passende Antwort findet. Und wenn Ihr einmal wirklich nicht sicher seid: Eine Münze hat immer eine Kopf- und eine Zahlseite…