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Aus der PETRI NEWS 234-2021

  Von Thomas Bucher

 

We are the Champions...

…my friend, and we’ll keep on fighting till the end…’’ Für diesen Song braucht es keine Erklärung; der darf an keiner Siegesfeier fehlen. Anlass zum Feiern gab mir die Einladung von Yannick. Wir könnten an Auffahrt zuerst an den Türlersee und dann noch an die Reppisch, meinte er. Da kam mir sofort eine für einen Champion würdige Challenge in den Sinn. Wie wäre es mit einem „Säuliamt Grand Slam“ dachte ich mir… Drei verschiedene Fischarten an einem Tag! Hecht, Felche und Forelle sollten es sein, mit etwas Glück vielleicht sogar machbar. Nur habe ich nicht an die Materialschlacht gedacht, die das mit sich bringt…

So haben wir also das Boot mit für Fliegenfischer aussergewöhnlich viel Material beladen. Ich hatte noch die Egli Montage vom Herbst an meiner Fliegenrute und dachte an ein paar Würfe damit, bevor ich auf Hecht ummontiere. Vielleicht gibt’s ja einen Nachläufer… Strip; Strip; Biss! Wir hätten nicht gedacht, dass wir so früh im Jahr bereits Egli mit der Fliege fangen könnten, den Bonusfisch nahmen wir natürlich trotzdem gerne. Kaum auf Hecht umgestellt, hatte Yannick einen Brummer dran. Im selben Moment zeigte uns Petrus sein ganzes Können. Von einer Sekunde auf die andere kamen Orkanartige Böen und es regnete Sintflutartig. Ich konnte das Boot kaum an der Stelle halten und ich entschied mich ans Ufer zu rudern, um unser Boot an einem umgestürzten Baum fest zu machen. Yannick konnte so den Hecht gut ausdrillen und ich konnte den Fisch feumern. Ein Kiemenbogen hing dem Fisch raus, somit mussten wir den Hecht entnehmen. Fachgerecht betäubt und noch ein zusätzlicher Sicherheitskiemenschnitt und der Fisch war bereit für das Fangfoto. Yannick wollte ihn noch kurz im See abspülen, da passierte das Unfassbare. Der Hecht glitt ihm aus den Fingern und versank so schnell im See wie ein Stein! Zum Glück waren wir ja in Ufernähe und es war nicht allzu tief. Yannick versuchte also den Fisch mit einem Ruder und dem langen Feumer wieder ins Boot zu hieven. Die fachkundigen Erklärungen der Spaziergänger an Ihre Kinder reichten von ‘‘lueg, de Maa versuecht mit em Netzli es paar Fischli zfange…‘‘ bis ‘‘ich glaub die stecked fescht…‘‘ Ich stellte mir Yannick als Gondoliere vor und amüsierte mich köstlich! Kurz darauf war der Fisch wieder im Boot und etwas später sicherte ich mir mit einem Hecht in der gleichen Gewichtsklasse die Chance auf den Grand Slam.

Also next: Felche. Für die tollen Männergespräche ist diese Fischerei natürlich viel entspannter, als wenn man sich gegenseitig die grossen Streamer um die Ohren wirft. Er so: ‘‘Ein Bier?‘‘ Ich: ‘‘M-mh, Ja-a.‘‘ 10 Minuten später ich: ‘‘Und sonst so?‘‘ Er: ‘‘M-mh, Ja-a.‘‘ Das kann so viel heissen wie: Beziehung läuft super, wurde gerade befördert, habe mein Idealgewicht und morgen gehe ich ins Wellness. Könnte aber auch genauso gut aussagen: Meine Frau betrügt mich, habe den Job verloren, der Hund ist gestorben und morgen steht die Prostatauntersuchung an… Das war‘s auch schon, mehr ist nicht passiert beim Felchenfischen. Da kommt der Bonusfisch wieder ins Spiel und die Möglichkeit auf drei verschiedene Fische ist mit dem Verschieben zur Reppisch immer noch möglich.

Beim Aussteigen am Bach der Schock! Die Reppisch hatte unglaublich viel Wasser und kam so braun wie der Morgenkakao meiner Kinder. Wir fischten Pool um Pool mit den klassischen Hochwassernymphen wie San Juan und Pinkies. Die Fische blieben bei diesem Wasser wohl lieber in Ihrem Unterstand, keine Forelle interessierte sich für unsere Köder. Am allerletzten Pool vergriff sich dann doch noch eine kleine, aber hübsche Bachforelle an meiner Nymphe. Meine ursprüngliche Motivation für diesen Trip war längst vergessen, zu viele Eindrücke haben mich in eine andere Welt katapultiert. Erst als Yannick mir zum Grand Slam gratulierte, merkte ich, dass es doch noch geklappt hat. Es lohnt sich halt wirklich bis zum Ende zu kämpfen…

Für mich sind wahre Champions Menschen, die Situationen annehmen können, wie sie sind, und auch lachen, wenn nicht alles gut läuft. Das Leben ist zu kurz, um sich ständig über das Wetter, oder andere Dinge, die wir nicht beeinflussen können, aufzuregen. Ich will nicht darauf vertrauen, dass am Himmelstörchen dann alles besser wird. Ich liebe das Leben mit all seinen Facetten und geniesse jeden Tag so wie er ist.